Großartige Ergebnisse durch Gelegeschutzzäune
Die Sturmflut im Oktober 2023 sorgte für große Sand- und Kiesaufspülung an der Schleimündung – ein idealer Lebensraum für bedrohte Küstenvögel. Chance genutzt! Teile der neu entstandenen Flächen wurden durch Schutzzäune gegen Prädatoren gesichert.
„Es gibt an der gesamten schleswig-holsteinischen Ostseeküste nur noch ca. 250 Sandregenpfeifer-Brutpaare. Bei den Zwergseeschwalben sind es ungefähr 100“, erklärt Oliver Granke von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein die dramatische Lage der stark gefährdeten Vogelarten. Granke ist bei der Stiftung Leiter des EU-geförderten Küstenvogel-Rettungsprojekts „Better Bird LIFE“ und orchestriert eine Vielzahl an gezielten Schutzmaßnahmen.
Den richtigen Riecher bewies er zusammen mit seinen Kolleg*innen des Verein Jordsands im Nachgang der Sturmflut vom Oktober 2023. Die Wassermassen schichteten den Strand der Vogelfreistätte Oehe-Schleimünde kräftig um und ließen neue Sand- und Kiesflächen entstehen. „Der ideale Lebensraum für wohnungssuchende Küstenvögel“, stellte Granke damals bei einer Besichtigung fest. Die Tiere brüten auf Sand- und Kiesböden und brauchen eine weite Fläche, um Raubtiere früh erkennen zu können. Für die Brutzeit im Frühling 2024 sollte die Fläche für die gefiederten Schützlinge bezugsfertig sein.
„Die Vögel leiden unter massiven Lebensraumverlust durch Küstenschutzmaßnahmen, und Strandtourismus. Zudem plündern bodenlebende Beutegreifer, wie Fuchs und Marderhund häufig die Nester“, so Granke. Gegen diese Prädatoren errichtete Granke mit seinem Team im April 2024 1600 Meter sogenannten Gelegeschutzzaun. Die etwa einen Meter hohen Zäune stehen unter Strom und schaffen zwei insgesamt 2,7 Hektar große geschützte Sand- und Kiesflächen. Eine von einer ehemaligen FÖJlerin aus Ton gebaute Zwergseeschwalben-Attrappe sollte ihren echten Artgenossen signalisieren: „Hier lässt es sich leben“.
Der Plan ging auf! Ein aktuelles Monitoring ergab innerhalb des Zaunes folgende Ergebnisse: ganze sechs brütende Sandregenpfeifer- und je zwei brütende Austernfischer- und Rotschenkel-Paare. Auch ein brütendes Paar Zwergseeschwalben wurde gesichtet, ein zweites scheint gerade zu balzen. Weiterer Nachwuchs ist also nicht ausgeschlossen. „Das ist für uns Naturschützer natürlich ein großartiger Erfolg“, freut sich Granke, der die Schutzzonen bereits im Winter festgelegt hatte. „Nach Expertenwissen“, wie er kommentiert, „die Fläche hat danach geschrien“.
Im Rahmen des „evidenzbasierten Naturschutzes“, wie Granke es nennt, überwacht ein Ornithologe mit Hilfe von Wildtierkameras Gelege innerhalb und außerhalb des Zaunes. „So können wir vergleichen und sehen, was der Zaun so alles abhält“, so Granke. Bei den nächsten Monitorings hoffen die Naturschützer auf große Bruterfolge. „Im Laufe der Jahre könnte die Zone zu einem wahren Brut-Hotspot werden“, hofft Granke zuversichtlich.